... der Berufsstand
Ich bin Psychologin UND ein Mensch.
Eine Tatsache, die mir in der Selbstdarstellung so mancher Kolleginnen und Kollegen schmerzlich fehlt. Es scheint in den Reihen der zumindest klinischen PsychologInnen die Meinung vorzuherrschen, dass der Psychologe per se eine Ausnahmeerscheinung in der Welt der psychischen Vulnerabilität darstellt! Prinzipiell gilt es, als Heilkundiger der Seele, eine hervorragende psychische Gesundheit zu besitzen und mit allen "Problemchen, Tiefschlägen und unerwarteten Bauchtritten" des Lebens "locker" fertig zu werden. Die traurigen Augen und furchigen Gesichter sprechen allerdings eine andere Sprache. Besonders dramatisch finde ich es, wenn KollegInnen und Kollegen sich auf das Thema "burn-out" spezialisieren und selbst seit 6 Monaten kein freies Wochenende mehr hatten. Das traurige ist, dass wir PatientInnen mit "Wissen" über Gefühlswelten versorgen in die wir noch nicht einmal einen kleinen Zeh gesetzt haben - und wenn wir emotionale Tiefs erlebt haben dann sollte man sich gefälligst dafür genieren. Ich habe mich gefragt, warum Wunderheiler, Hexenmeister und EnergetikerInnen soviel erfolgreicher sind als PsychologInnen... ich glaube die Antwort liegt in der Authentizität! Der Energetiker welcher im Walla-Walla-Kostüm mit einem verklärten Lächeln über den energetischen Fluss philosophiert ist wohl glaubwürdiger als ein grauer, eingefallener Psychologe der mit säuerlicher Miene über die Regeln der "Schlafhygiene" berichtet. Wen würde man lieber 70 Euro die Stunde zahlen? (Der Energetiker verspricht den Schlaf durch eine Magnetfeldwundermatte in Null-Koma-Nix wieder herzustellen)
All das führt mich zu dem Schluß, dass ich als Psychologin AUTHENTISCH sein möchte! Insbesondere kann ich meinem derzeitigen "Zustand" etwas positives abgewinnen. Ich spüre, wie beschissen es sich anfühlt eine Bewerbung nach der anderen zu schreiben und eine Absage nach der Anderen zu bekommen. Ich kenne das beklemmende Gefühl vor und nach einem Bewerbungsgespräch. Die Chance auf eine Stelle die intern schon vergeben ist und die offiziell ausgeschrieben werden "musste" ist gleich NULL! Das ist die Realität - und wenn Menschen deshalb an ihrem Ich verzweifeln, dann ist das eine Dramatik die seines gleichen sucht. ES LIEGT NICHT AN MIR oder an DIR. Es ist Zeit den Kurs zu ändern. Einen eigenen, individuellen Weg zu gehen und sich Aufgaben zu suchen die erfüllend und belebend sind. Der Wert im Leben ist nicht die Leistung einen Job zu bekommen und den dann "durchzuhalten" - das Leben bietet uns die Chance jeden Tag auf unser Gefühl zu hören und zu spüren wo wir uns hingezogen fühlen! Über wirtschaftliche Verstrickungen denke ich morgen nach! SALÜ

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arboretum, Donnerstag, 30. Mai 2013, 12:44 PM
Wenn es keine Festanstellung im "perspektivenlosen Kärnten" gibt, wie sieht es dann mit den Möglichkeiten aus, als freiberufliche Therapeutin zu arbeiten?

arbeitslos-so-what-the-f, Donnerstag, 30. Mai 2013, 1:04 PM
darüber denke ich sehr viel nach...ohne Walla-Walla-Kostüm ;-)

arboretum, Donnerstag, 30. Mai 2013, 1:38 PM
Vermutlich sind auch in Kärnten die Menschen nicht alle rundum so gesund, dass es dort keinen Bedarf gibt.

arbeitslos-so-what-the-f, Donnerstag, 30. Mai 2013, 9:01 PM
BEDARF - ja, den gibt es! Leider möchte weder das Gesundheitssystem noch der/die Betroffene Geld dafür ausgeben (die Betroffenen haben häufig nicht die finanziellen Möglichkeiten - psychische Krankheit hat auch soziale Folgen!) Das System krankt!!

arboretum, Donnerstag, 30. Mai 2013, 9:11 PM
Haben Sie eigentlich eine E-Mailadresse für Ihr Blog, über die Sie erreichbar sind?

arbeitslos-so-what-the-f, Donnerstag, 30. Mai 2013, 9:15 PM
lebelosgeloest@gmail.com

arboretum, Freitag, 31. Mai 2013, 9:53 AM
Schauen Sie bitte 'mal, ob meine Mail nicht im Spam-Filter hängen geblieben ist.

der imperialist, Donnerstag, 30. Mai 2013, 9:28 PM
So wie ich das verstehe, lebt es sich als staatlich beeidigter Irrer, wesentlich einfacher. Hahaha!
Bin im Übrigen auch Kärntner.

arbeitslos-so-what-the-f, Samstag, 01. Juni 2013, 5:45 PM
das sagt alles ;-)

nemorosa, Donnerstag, 30. Mai 2013, 10:34 PM
Ach je; den Frust kenne ich.
Ich glaube, hier (= städtischer Ballungsraum, Südwesten D-Lands) würde eine Psychologin mit Therapieausbildung!! schnell eine Anstellung finden. (Ohne ist das allerdings auch hier schlecht. Zum Glück sind Psychos nach dem Studium immerhin eins: flexibel einsetzbar und ideenreich ...)